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Weltdrogenbericht 2012 (UNODC World Drug Report 2012)

Hausgemachte Probleme? Der Weltdrogenbericht liest sich wie eine internationale Marktstudie oder Börsennotierungen. Die Repression allein übersieht aber auch sozioökonomische Strukturen in den Produktionsländern: Nur rund ein Viertel der Bauern, die am illegalen Drogenanbau weltweit beteiligt sind, haben Zugang zu Entwicklungshilfe.


Rund 230 Millionen Menschen, oder fünf Prozent der Erwachsenen weltweit im Alter von 15 - 64 Jahren, haben 2010 laut Bericht mindestens einmal einen unerlaubten Suchtstoff konsumiert. Dem Bericht zufolge beträgt die Zahl der Drogenabhängigen 27 Millionen, ungefähr 0,6 Prozent der Erwachsenenbevölkerung weltweit, oder eine von 200 Personen.

Opium - Preise und Produktion steigen. Afghanistan ist auf dem hohen Niveau der Opiumproduktion zurück. Die weltweite Opiumproduktion stieg 2011 auf 7.000 Tonnen, verglichen mit dem niedrigen Niveau von 2010, als eine Pflanzenkrankheit fast die Hälfte des Ernteertrages vernichtete und dadurch die Preise in Afghanistan beträchtlich anstiegen. Das in Afghanistan produzierte Opium stieg um 61 Prozent, von 3.600 Tonnen 2010 auf 5.800 Tonnen im Jahr 2011. Während die weltweite Produktion von Opiaten hoch bleibt, scheint der Opiatkonsum in Nordamerika und Europa stabil zu sein, bzw. zu sinken. Dagegen gibt es aus Afrika und Asien, die zusammen über 70 Prozent der weltweiten Opiatkonsumenten verzeichnen, keine genauen Zahlen. Möglicherweise gibt es hier einen, allerdings unentdeckten, Anstieg.

Hohe Preise machen die Opiumproduktion für Bauern in Südostasien attraktiv. Von 2010 bis 2011 stieg der Schlafmohnanbau dort um 16 Prozent, von 41.000 ha auf fast 48.000 ha. Insgesamt hat sich der Anbau in Südostasien seit 2006 verdoppelt.

Myanmar blieb weltweit der zweitgrößte Schlafmohnanbauer und Opiumproduzent nach Afghanistan, mit einer Anbaurate von 14 Prozent im Jahr 2011 und einem 9-Prozent-Anteil der weltweiten Opiumproduktion. Die Laotische Volksrepublik sah sich einem Anstieg von 38 Prozent beim Anbau gegenüber, obwohl der Gesamtanbau verglichen mit weltweiten Schätzungen niedrig blieb. Myanmars potentielle Schlafmohnproduktion wird auf etwa 610 Tonnen und jene von Laos auf rund 25 Tonnen geschätzt.

Kokain - ein Produktionsrückgang. Die Zahl der jährlichen Kokainkonsumenten wird für 2010 auf 13,3 Millionen bis 19,7 Millionen, oder rund 0,3 bis 0,4 Prozent der weltweiten Bevölkerung im Alter von 15 bis 64 Jahren geschätzt. Die Hauptmärkte für Kokain bleiben weiterhin Nordamerika, Europa und Australien. Die Vereinigten Staaten verzeichneten unter den 15- bis 64-Jährigen eine Abnahme des Kokainkonsums von 3 Prozent im Jahr 2006 auf 2,2 Prozent im Jahr 2010. In Europa blieb der Konsum stabil. In Australien und Südamerika allerdings stieg der Konsum an und breitet sich auch auf Teile von Afrika und Asien aus, obwohl die Zahl der asiatischen Konsumenten als niedrig angenommen wird.

Das Gesamtanbaugebiet von Kokapflanzen fiel zwischen 2007 und 2010 um 18 Prozent, größtenteils aufgrund des sinkenden Kokaanbaus in Kolumbien in den Jahren von 2007 bis 2010. Während der selben Zeit verschob sich der Anbau von Kokapflanzen merklich nach Bolivien und Peru. Diese Umverteilung hat die Kokainversorgung in Nordamerika, das fast ausschließlich von Kolumbien beliefert wird, beträchtlich reduziert. In Europa hat mehr Kokain aus Peru und Bolivien zumindest teilweise die rückläufige Versorgung aus Kolumbien ausgeglichen.

ATS-Märkte stabil, aber Methamphetamine und "Ecstasy" im Steigen. Der Konsum und die weltweiten Beschlagnahmungen von amphetaminähnlichen Stimulanzien, die am zweithäufigsten konsumierten Drogen weltweit, blieben weitgehend stabil. Dennoch haben sich 2010 die Sicherstellungen von Methamphetaminen (45 Tonnen) im Vergleich zu 2008 (21,5 Tonnen) aufgrund von erheblichen Beschlagnahmungen in Mittelamerika und Ost- und Südostasien mehr als verdoppelt.

In Europa haben sich die beschlagnahmten "Ecstasy"-Pillen mehr als verdoppelt (von 595 kg 2009 auf 1,3 Tonnen im Jahr 2010), was auf einen stärkeren Markt auf dem Kontinent hinweist. Die Verfügbarkeit und der Konsum von Drogen scheinen in den Vereinigten Staaten und Ozeanien im Steigen begriffen zu sein, während man in Ostasien ein Ansteigen der Beschlagnahmungen beobachtet.

Cannabis - die weltweit am häufigsten konsumierte illegale Substanz. Weltweit gibt es geschätzte 119 bis 224 Millionen Cannabis-Konsumenten. Europa ist der weltgrößte Markt für Cannabisharz (Haschisch), hauptsächlich aus Marokko, obgleich seine relative Bedeutung abnimmt. Die meisten Länder der Europäischen Union berichten einen steigenden Indoor-Anbau von Cannabis-Pflanzen (Marihuana), was wahrscheinlich auf einen Vorzug von Marihuana gegenüber Haschisch zurückzuführen ist.

Die Cannabis-Pflanze ist derzeit Afghanistans lukrativste Einnahmequelle. Ein Haushalt, der Cannabis anbaut, erzielt 9.000 US-Dollar, verglichen mit 4.000 US-Dollar, die ein Haushalt beim Anbau von Schlafmohn im Jahr 2010 einnahm.

"Legal Highs" und der Missbrauch von verschriebenen Arzneimitteln. In vielen Ländern mehr verschreibungspflichtige Medikamente denn andere kontrollierte Substanzen (außer Cannabis) als Drogen missbraucht. Während der illegale Drogenkonsum im allgemeinen bei Männern höher ist als bei Frauen, zeigen verfügbare Daten (Südamerika, Mittelamerika und Europa), dass der Konsum von Beruhigungsmitteln bei Frauen höher liegt. Beunruhigend ist, dass der Missbrauch von Beruhigungsmitteln zu einer lebenslangen Abhängigkeit führen kann, speziell bei Frauen.

Neue psychoaktive Substanzen, die chemisch hergestellt werden, um der internationalen Kontrolle zu entgehen, werden als "legal highs" und Ersatzstoffe für illegale Stimulanzien wie etwa Kokain und Ecstasy verkauft. Zu diesen Substanzen, die zum Zweck veränderter Wirkungen vermischt werden können, gehören Mephedrone und MDPV, die oft als "Badesalz" oder "pflanzliche Nahrung" verkauft werden, sowie Piperazine. Andere Rezepturen sind "Spice", das die Wirkung von Cannabis imitiert, und Salvia Divinorum, eine halluzinogene Pflanze.

Die Heroin-Knappheit in manchen Ländern lässt scheinbar unverarbeitete und hoch gefährliche Ersatzstoffe auf Codein-Basis wie etwa Desormorphine - auch als "Krokodil" bekannt - populärer werden. Die injizierte Substanz führt auch bei eingeschränktem Gebrauch zu ernsten Gesundheitsproblemen.

Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC). Es führt weltweit den Kampf gegen den illegalen Drogenhandel und internationale Verbrechen an und ist außerdem für die Umsetzung des richtungweisenden Programms der Vereinten Nationen zur Terrorismusbekämpfung verantwortlich. UNODC wurde 1997 gegründet und beschäftigt ungefähr 500 Mitarbeiter weltweit. Der Sitz von UNODC ist in Wien, und es gibt 20 Außendienstbüros sowie Verbindungsbüros in New York und Brüssel.

UNODC ist damit befasst, die Menschen auf der ganzen Welt über die Gefahren des Drogenmissbrauchs aufzuklären sowie die internationalen Maßnahmen gegen die illegale Produktion und den illegalen Handel mit Drogen sowie gegen Verbrechen im Zusammenhang mit Drogen zu stärken. Zur Verwirklichung dieser Ziele hat UNODC eine Bandbreite von Initiativen ins Leben gerufen, wie etwa das Aufzeigen von Alternativen im Bereich Anbau von unerlaubten Drogenpflanzen, die Überwachung des Anbaus unerlaubter Drogenpflanzen und die Umsetzung von Projekten gegen Geldwäscherei.

 [facts and figures: europe austria] LINK ➨ 
Weltdrogenbericht 2012 (UNODC World Drug Report 2012)
Drugs use map of the world
The War on Drugs and HIV/AIDS: How the Criminalization of Drug Use Fuels the Global Pandemic - Download PDF, 24 S., 1,32 MB. English.
12.7.12 [Letzte Aktualisierung  20.10.12] Das Vorarlberger Bloghaus verlinkt interessante Weblogs.

UNODC World Drug Report 2012:
  • EXECUTIVE SUMMARY   1
  • 1. RECENT STATISTICS AND TREND ANALYSIS OF ILLICIT DRUG MARKETS
  • A. Extent of illicit drug use and health consequences 7
  • B. Illicit opiate market  26
  • C. Cocaine market  35
  • D. Cannabis market  43
  • E.  Illicit market for amphetamine-type stimulants 51
  • 2. THE CONTEMPORARY DRUG PROBLEM: 
  •  CHARACTERISTICS, PATTERNS AND DRIVING FACTORS
  • A. What are the fundamental characteristics of the contemporary illicit drug problem 59
  • B. How have the patterns of the drug problem shifted over time 72
  • C. Which factors shape the evolution of the problem 86
  • D. Conclusion   97 
  • ANNEX
  • Regional groupings   99
  • GLOSSARY           100