Ein Desaster: Österreichs Grundschüler im internationalen Vergleich (TIMSS + PIRLS 2011)


Internationale Studien intendieren: Österreichische Schule ist Fortsetzung des Klassenkampfes mit anderen Mitteln

Zwischen dem familiären Hintergrund und den Schülerleistungen besteht ein deutlicher Zusammenhang. Besonders in Österreich ist Bildung in großem Ausmaß sozial vererbt. Ähnlich wie bei PIRLS 2006 trennt Schüler/innen, deren Eltern maximal einen Pflichtschulabschluss besitzen, und Kinder von tertiär gebildeten Eltern (etwa mit Universitätsabschluss) im Schnitt mehr als eine Kompetenzstufe im Lesen. Ähnlich groß ist der Unterschied in Mathematik und sogar noch etwas größer in Naturwissenschaft.

Die Studien. Österreich beteiligte sich nach 1995 und 2007 zum dritten Mal an der internationalen Schülerleistungsstudie TIMSS (Trends in Mathematics and Science Study). Erstmals wurde die Studie gemeinsam mit der Lesestudie PIRLS durchgeführt und ermöglicht dadurch, die Mathematik- und Naturwissenschaftskompetenz im Zusammenhang mit der Lesekompetenz der 10-jährigen Volksschüler/innen zu analysieren.

Von Ende März bis Mitte Mai 2011 fand in Österreich der Haupttest zu PIRLS & TIMSS statt. Es wurden 4.670 Schüler/innen aus 158 Schulen und 276 Klassen getestet, wobei die beteiligten Schulen und Klassen zufällig ausgewählt wurden.  Weltweit beteiligen sich 50 Länder an TIMSS 2011.


LESEN. Zieht man für einen Vergleich nur jene 28 Länder heran, die sich 2006 und 2011 an PIRLS beteiligten, so nahm Österreich 2006 noch den 13. Platz
ein, 2011 hingegen nur mehr Rang 17. Dieser Wechsel vom oberen zum unteren Mittelfeld kann darauf zurückgeführt werden, dass sich die Lesekompetenz der österreichischen Viertklässler/innen signifikant verschlechtert hat, während eine Reihe anderer Bildungssysteme imstande war, die Lesekompetenz der Kinder zu heben.

Dieser Leistungsrückgang hat zur Folge, dass die Gruppe der Leistungsschwachen größer geworden ist. Gehörten im Jahr 2006 noch 16 % zu den Leistungsschwachen, waren es 2011 bereits 20 %. Der vorliegende internationale Vergleich zeigt zudem, dass die Lesekompetenz von Kindern mit Migrationshintergrund annähernd gleich geblieben ist und ein statistisch signifikanter Rückgang in der Lesekompetenz nur für einheimische Schüler/innen feststellbar ist.

MATHEMATIK. Im Langzeitvergleich sind die Leistungen österreichischer Grundschüler in Mathematik deutlich gesunken: die heute 10-Jährigen verfügen im Mittel über wesentlich geringere Mathematikkompetenzen als die 10-Jährigen im Jahr 1995, vor allem was den Spitzenbereich anbelangt. Österreich und die Tschechische Republik sind die Länder mit dem stärksten Rückgang in der Mathematikkompetenz bezogen auf das Niveau Mitte der 1990er Jahre.

NATURWISSENSCHAFTEN.  Die Naturwissenschaftskompetenz österreichischer Kinder hat sich weder im Vergleich zu 1995 noch im Vergleich zu 2007 wesentlich verändert. Einer Reihe anderer Bildungssysteme ist es allerdings gelungen, die Naturwissenschaftskompetenz der Schüler/innen über die Zeit hinweg zu steigern.

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TIMSS 2011
PIRLS & TIMSS 2011: Österreich-Ergebnisse, PDF.

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PIRLS & TIMSS 2011: Österreich-Ergebnisse
5 Vorwort
7 PIRLS & TIMSS 2011 – Ziele und Methoden
9 PIRLS & TIMSS 2011 – Zur Interpretation der Ergebnisse
12 1 Lesekompetenz im internationalen Vergleich
12 1.1 Lesekompetenz im Ländervergleich
14 1.2 Lesen: Verteilung der Schüler/innen auf Kompetenzstufen
16 1.3 Veränderung der Lesekompetenz: 2006 und 2011 im Vergleich
18 1.4 Lesen: Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Buben
20 1.5 Leseleistungen in den Teilbereichen „Leseintentionen“
22 1.6 Leseleistungen in den Teilbereichen „Verstehensprozesse“
24 2 Mathematikkompetenz im internationalen Vergleich
24 2.1 Mathematikkompetenz im Ländervergleich
26 2.2 Mathematik: Verteilung der Schüler/innen auf Kompetenzstufen
28 2.3 Veränderung der Mathematikkompetenz: 2011 im Vergleich zu 1995 und 2007
30 2.4 Mathematik: Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Buben
32 2.5 Inhaltsbereiche Mathematik: Zahlen, geometrische Formen und Maße, Darstellen
von Daten
34 2.6 Kognitive Bereiche: Wissen, Anwenden und Begründen in Mathematik
36 3 Naturwissenschaftskompetenz im internationalen Vergleich
36 3.1 Naturwissenschaftskompetenz im Ländervergleich
38 3.2 Naturwissenschaft: Verteilung der Schüler/innen auf Kompetenzstufen
40 3.3 Veränderung der Naturwissenschaftskompetenz: 2011 im Vergleich zu 1995 und 2007
42 3.4 Naturwissenschaft: Leistungsunterschiede zwischen Mädchen und Buben
44 3.5 Inhaltsbereiche Naturwissenschaft: Biologie, Physik und Erdkunde
46 3.6 Kognitive Bereiche: Wissen, Anwenden und Begründen in Naturwissenschaft
48 4 Kontextfaktoren und Leistung
48 4.1 Bildung der Eltern und Schülerleistungen in Österreich
50 4.2 Die Lesekompetenz ein- und mehrsprachiger Kinder im Ländervergleich
52 4.3 Kompetenzen und Charakteristika von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund
im Zeitvergleich
54 4.4 Überschneidungen zwischen den drei Gruppen leistungsschwacher bzw.
leistungsstarker Schüler/innen
56 4.5 Motivationale Merkmale: Selbstkonzept in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaft
58 PIRLS & TIMSS 2011 – Zusammenfassung
der Ergebnisse
62 Bibliografie
64 Anhang

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